Das Privacy Magazine "prima" wird vom Berliner Datenschutzbeauftragten zusammengestellt und herausgegeben. Die regelmäßigen - an Wochentagen täglichen - Ausgaben enthalten eine Übersicht von datenschutzrelevanten Berichten der (von uns) ausgewählten Berliner und überregionalen (deutschen) Presse.

Abkürzungen der ausgewerteten Tageszeitungen

Ausgabe vom 10. März 1999

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"'Eine Internetseite kann man nicht verklagen' / Verbraucherverbände fordern mehr Datenschutz / Bessere Aufklärung und Kontrolle angemahnt
Die Arbeitsgemeinschaft der Verbraucherverbände (AgV) fordert mehr Datenschutz im Internet. Neben einem erheblichen Kontrolldefizit und der bisher vernachlässigten Umsetzung bereits bestehender Gesetze beklagten die Verbände vor allem mangelnde Transparenz des Systems, was eine einfache und ungefährliche Internetnutzung erschwere.
Die Daten- und Verbraucherschutzbestimmungen des vor eineinhalb Jahren verabschiedeten Multimediagesetzes würden von deutschen Online-Anbietern kaum beachtet, sagte der Bundesbeauftragte für Datenschutz, Joachim Jacob, bei der Vorstellung eines Gutachtens, das von der AgV in Auftrag gegeben worden war. ... ...die Zahl der onlineabgewickelten Geschäfte sei aber trotz vieler Vorteile ... hinter den Erwartungen zurückgeblieben, betonte AgV-Geschäftsführerin Anne-Lore Köhne. Grund hierfür sei vor allem das mangelnde Vertrauen der Internet-Nutzer in die Datensicherheit. ... Besonders problematisch sei die Nutzung sogenannter cookies. Sie werden beim Aufsuchen einer Homepage auf die Festplatte des 'Surfers' überspielt und dienen zum Beispiel als Warenkorb, in den der Nutzer alles einträgt, was er eventuell kaufen möchte. Zunächst sind diese Daten nur für den Kunden zugänglich. Bestellt dieser jedoch ein Produkt im Internet, so sendet er meist, ohne es zu wissen, den cookie und damit auch seine Daten an den Anbieter. Der kann die darin enthaltenen Informationen dann zum Beispiel für die Erstellung eines Kundenprofils nutzen. ... Die wenigsten Anbieter würden ihre Kennzeichnung gesetzeskonform oder in einer Art und Weise gestalten, die es dem Verbraucher ermögliche, die Angaben leicht zu finden. ... Diese Probleme könne man nicht mit weiteren Gesetzen lösen, betonte Jacob. Vielmehr müsse man sich über ein Datenschutz-Audit Gedanken machen. Dieses Instrument der Selbstkontrolle ermögliche dem Verbraucher anhand eines speziellen Siegels zu erkennen, ob es sich um einen seriösen Anbieter handle. Eine Kombination von Gesetzeskontrolle und Information sei für die Vertreiber von Onlinediensten außerdem eine Chance, sich im Wettbewerb zu behaupten." SZ 10.3.99 S. 27

"Mängel im Datenschutz und Garantie im elektronischen Geschäft / 'Verbraucherrecht steht nur auf dem Papier' / Arbeitsgemeinschaft warnt vor medienspezifischen Risiken
... Die Arbeitsgemeinschaft hat im vergangenen Jahr zwei umfangreiche Praxistests im Internet durchgeführt, um Erfahrungen mit den Chancen und Risiken des neuen Mediums zu sammeln. Als generelles Ergebnis nannte die Geschäftsführerin: 'Man bekommt den Eindruck, daß die verbraucher- und datenschutzrechtlichen Vorschriften des Multimedia-Gesetzes des Bundes und des Mediendienste-Staatsvertrages der Länder bisher nur auf dem Papier stehen.' ... Die Verbraucherschützer haben zudem Mängel im Datenschutz ausgemacht. Die Mehrzahl der Anbieter setze Techniken ein, mit deren Hilfe zusätzliche Informationen über die Gewohnheiten und Vorlieben des Kunden erhoben würden, ohne daß dies der Verbraucher merken könne. 'Über Art und Umfang solcher Datenerhebungen werden die Kunden nicht informiert ... . ... Der Bundesbeauftragte für den Datenschutz, Joachim Jacob, forderte die Industrie auf, Abhilfe zu schaffen. Wer Programme für das Internet oder den elektronischen Handel entwickele, sollte von sich aus Komponenten vorsehen, die Maßnahmen transparent machten, die das Persönlichkeitsrecht der Verbraucher berührten." TAZ 10.3.99 S. 21

"Zahlreiche Mängel beim Handel übers Internet / Datenschutzbeauftragter fordert mehr Transparenz
... So würden Daten unerlaubt weitergegeben und dem Käufer wichtige Informationen wie etwa die Anbieterkennzeichnung vorenthalten. Der Hauptverband des Deutschen Einzelhandels (HDE) räumte Defizite ein und forderte eine einheitliche gesetzliche Regelung in Bund und Ländern. Die AgV stellte zwei Gutachten vor, die auf der Auswertung von mehreren tausend Internet-Seiten beruhten. ... Auch Jacob sagte, es müsse weniger bei den gesetzlichen Vorgaben als beim Bewußtsein der Anbieter nachgebessert werden. ... Zudem sei mehr Aufklärung auch bei den Firmen nötig: dies könnten etwa die Industrie- und Handelskammern, Institutionen zur Beratung von Firmengründern sowie Gewerbeämter übernehmen. Die Unternehmen müßten erkennen, daß sie mit gutem Datenschutz auch werben könnten. ... Der Deutsche Multimedia-Verband (DMMV) räumte ein, daß es Schwachstellen im elektronischen Geschäftsverkehr gebe. Derzeit würden Empfehlungen für mehr Sicherheit im Netz zu erarbeiten. Die Multimedia-Wirtschaft könne sich 'allen Forderungen, die das Vertrauen der Verbraucher stärken können, nur anschließen'." HB 10.3.99 S. 6

"Dann klappt's auch mit dem Kunden / Mehr Daten- und Verbraucherschutz im Internet könnte online-Geschäfte enorm anheizen" SZ 10.3.99 S. 30

"Verbraucher: Mißbrauch von Daten im Internet / 'Vorsicht mit Kreditkartennummern'
Wer im Internet surft, ist nach Einschätzung der Verbraucherverbände und des Bundesbeauftragten für den Datenschutz nicht ausreichend vor Mißbrauch seiner Daten geschützt. ... So würden oft Daten über das erforderliche Maß hinaus erhoben. Der Nutzer werde über Art und Umfang der Datenerhebungen nicht informiert. Zudem könnten Drittfirmen an Nutzerdaten gelangen, ohne daß ein Online-Kontakt zu diesen Firmen bestanden habe. Köhne warnte davor, Kreditkartennummern unverschlüsselt zu übertragen. Es sei nicht auszuschließen, daß Dritte auf diese Nummer zugreifen könnten." SZ 10.3.99 S. 6

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"Deutsche Versicherer sehen vorerst von Gentests ab
Die deutsche  Versicherungswirtschaft will auf absehbare Zeit keine Gentests beim Abschluß privater Kranken- und Lebensversicherungen verlangen, darauf aber 'nicht in alle Ewigkeit' verzichten. Schon heute müßten Antragsteller die Ergebnisse vorgenommener Gentests mitteilen, sagte Jürgen Eichelmann, Mitglied des Vorstands der Allianz Lebensversicherung AG." HB 10.3.99 S. 23

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"Nach der Pause gehts weiter / Telefonieren egal wohin, egal wie lange - ohne einen Pfennig zu bezahlen: Werbung macht es möglich
... Seit Anfang des Jahres hat dieser Trend auch in den USA Fuß gefaßt. Dort ist eine Telefongesellschaft seit Ende Januar mit einem Konzept auf der Jagd nach Kunden. Die Idee ist denkbar einfach: Der Anbieter verteilt an Interessenten umfangreiche Fragebögen. Gefragt wird nach dem Familienstand, Einkommen oder der Anzahl der Kinder. Für den Werbespot, den der Kunde sich dann am Telefon anhört, darf er im Anschluß zwei Minuten kostenlos in den Staaten telefonieren." COMPUTER&CO 3/99 S. 26

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LOKALES

"Leinenzwang für alle Hunde: Bezirke halten den Plan für nicht umsetzbar / Für neue Auslaufflächen fehlt der Platz, für die Kontrolle ist kein Personal da
... Die für die Überwachung zuständigen Grünflächen- und Veterinärämter dürften zwar Bußgelder verhängen, wenn der Hund nicht angeleint ist. ... Das Recht, Personalien für eine Anzeige aufzunehmen, hat nur die Polizei." BerlZtg 10.3.99 S. 25

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"Verdeckte Ermittler sollen rechtsextreme Szene der Mark unterwandern / Verfassungsschutz-Chef stellt Schwerpunkte vor / Neonazis wollen alte SED-Kader gewinnen
POTSDAM. Besonders gefährliche rechtsradikale Cliquen sollen in Brandenburg künftig von verdeckten Ermittlern des Verfassungsschutzes unterwandert werden." Tsp 10.3.99 S. 16

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